Im Sichtbaren das Unsichtbare erkennen
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Spurensuche
Spurensuche im Kirchenraum - Wenn Steine zu reden beginnen
Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde; die Erde aber war wüst und wirr, Finsternis lag über der Urflut und Gottes Geist schwebte über dem Wasser. Gott sprach: Es werde Licht. Und es wurde Licht. Gott sah, dass das Licht gut war.
Und Gott schuf und schuf und schuf. – Der Schöpfer gibt Licht, Ordnung und Leben aus dem Nichts.
Dann sprach Gott: Lasst uns Menschen machen als unser Abbild, uns ähnlich. Gott schuf also den Menschen als sein Abbild; als Abbild Gottes schuf er ihn. Als Mann und Frau schuf er sie.
Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Es war sehr gut. – Es war sehr gut!
Der Mensch wendet sich ab von Gott, von seinem Schöpfer. Er fällt und fällt und fällt!
Der Herr sah, dass auf der Erde die Schlechtigkeit des Menschen zunahm und dass alles Sinnen und Trachten seines Herzens immer nur böse war. Gott sah die Erde an. Sie war voller Gewalttat. Sie war verdorben; denn alle Wesen aus Fleisch auf der Erde lebten verdorben.
Der Herr sagte: Ich will den Menschen, den ich erschaffen habe, vom Erdboden vertilgen, mit ihm auch das Vieh, die Kriechtiere und die Vögel des Himmels, denn es reut mich, sie gemacht zu haben. Nur Noach fand Gnade in den Augen des Herrn. Darauf sprach der Herr zu Noach: Geh in die Arche, du und dein ganzes Haus, denn ich habe gesehen, dass du unter den Zeitgenossen vor mir gerecht bist.
Dann kam das Wasser, die große Flut, und vernichtete alles – alles Leben!
Nach vierzig Tagen und weiteren sieben Tagen öffnete Noach das Fenster der Arche und ließ eine Taube aus der Arche. Gegen Abend kam die Taube zurück und siehe da: In ihrem Schnabel hatte sie einen frischen Olivenzweig.
Jetzt wusste Noach, dass nur noch wenig Wasser auf der Erde stand. Endlich war neues Leben möglich. Und Gott schließt einen Bund mit den Menschen und setzt als Zeichen dieses Bundes einen Regenbogen in die Wolken.
Seitdem sucht der Mensch nach dem wahren Leben. Er hat Durst nach dem ewigen Leben.
Gott, du mein Gott, dich suche ich, meine Seele dürstet nach dir.
Nach dir schmachtet mein Leib wie dürres, lechzendes Land ohne Wasser.
Darum halte ich Ausschau nach dir im Heiligtum,
um deine Macht und Herrlichkeit zu sehen.
Von diesem Durst nach Leben spricht auch der Verfasser des 42. Psalms. Er schreibt:
„Wie der Hirsch schreit nach dem Wasser, so schreit, o Gott, meine Seele nach dir.“
Dieser Hirsch schreit in Todesnot. Sein Schreien ist instinktiv und elementar, da er ohne Wasser sein Leben verliert. Damit wird dieses Tier zum Bild eines Menschen, der nach dem lebendigen Gott dürstet. Diese Sehnsucht lässt ihm keine Ruhe.
Er ahnt, dass er ohne Gott den tiefsten Sinn und die Fülle seines Lebens verwirkt. Längst durchschaut er, dass seine alltäglichen Süchte seine Sehnsucht nach Gott nur überlagern. Seit er dies weiß, lebt er in anderer, ungewohnter Unruhe.
Diese Unruhe, diese Sehnsucht stört ihn auf, treibt ihn mit völlig neuen Fragen umher, lässt ihn den Himmel, das Morgenlicht der Sonne staunend betrachten, der Musik ahnungsvoller lauschen, den Fremden als Nächsten wahrnehmen.
Die Sehnsucht nach Gott macht den Menschen auch einsam, denn sie steht zeitgemäßen Trends nach Events und Gruppenerlebnissen völlig entgegen. Sehnsucht verweist ihn auf sich selbst. Der Mensch, der nach Gott dürstet, spürt, dass es um seinen ureigenen Durst geht, der mit gewöhnlichen Durstlöschern nicht zu löschen ist.
Nur EINER kann diesen Durst löschen – Gott selber! Und ER hat sich klein gemacht, er hat sich erniedrigt. Er wurde zu Durstlöscher, zum Lebensmittel. Er wurde zur Quelle des Lebens, zum Brot des Lebens, zum Weinstock, zum Lamm, das geschlachtet wird – in Jesus Christus!
Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein,
sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich.
Sein Leben war das eines Menschen;
er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz.
Darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen,
der größer ist als alle Namen,
damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde
ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu
und jeder Mund bekennt: "Jesus Christus ist der Herr" - zur Ehre Gottes, des Vaters.
In jedem Menschen steckt diese Sehnsucht nach Wasser, nach Brot, nach Leben. Nie wird er Ruhe finden - wenn nicht in Gott. Immer wieder ist es die Sehnsucht, die Menschen in dieser Gottsuche ganz besonders anspricht und formt. In Franz von Assisi hat sich diese Sehnsucht in einer ganz besonderen Form niedergeschlagen
Es gäbe dieses Kloster, diese Kirche und uns Franziskaner nicht, hätte nicht ein Franz von Assisi so voller Sehnsucht gesucht und gefragt und sich schließlich von Gott berühren lassen, dass er mit bloßen Händen in den Aussatz eines Menschen greift und eitrige Wunden auswäscht. Mehr noch: Er hat ihn geküsst, den Aussätzigen – lebensgefährlich – nicht für einen, der von Gott angerührt ist.
Ja er hat ihn geküsst den Todgeweihten, den Aussätzigen. Mit dieser wohl intimsten Berührung schenkt er ihm seine Würde wieder. Franziskus spürt aber mehr: Es war Christus, in den er sich regelrecht vernarrt hatte. Ihn sah er gerade in solchen Menschen hautnah. Er musste den Verstand verloren haben. Nur Ver-rückte können so handeln, wenn es ums Leben geht.
Seit 1221 sind die Brüder des Hl. Franz hier in der Stadt. Sie kümmern sich um das Leben der Leprosen am Rande der Stadt, sie kümmern sich um verkümmerte Seelen im Beicht- und Predigtdienst.
Franz von Assisi und seine Mitbrüder Antonius von Padua und Maximilian Kolbe haben hier in der Kirche ihren Platz gefunden, um mit der zeitlosen Predigt ihres Lebens auch heute noch vom wahren Leben zu predigen.
Der Hl. Antonius von Padua ist nicht nur zuständig für die verlorene Geldbörse. Er ist der Fürsprecher und Notnagel, wenn der Lebenssinn auf der Strecke geblieben ist.
Maximilian Kolbe im Rückraum der Kirche, der für einen Familienvater in Ausschwitz in den Hungerbunker stieg, will uns mahnen, was es wirklich heißt: „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben hingibt für seine Freunde!“
Die Liebe zu Gott ist der einzige wahre Quell der rechten Liebe zum Nächsten
Ununterbrochen seit 1221 sind Franziskaner hier in Würzburg. Zahllose Mitbrüder haben hier ihren Dienst getan im Einsatz für das Leben. Sie haben mit ihrem Leben gepredigt, jeder auf seine Weise. Sie haben das Wort des Lebens von der Kanzel verkündet, damit das Leben erträglich bleibt in den Stürmen des Lebens.
In jedem Sturm, in jeder Not, in tiefster Angst ist der Herr gegenwärtig. Ich bin bei Euch. Diese Erfahrung von Menschen, diese Tatsache hat ein Künstler in Stein geschlagen, in die Kanzel, von wo aus Sonntag für Sonntag von den Brüdern das Wort des Lebens verkündet wird.
Das Vertrauen in einen festen Lebensgrund kann uns durch Ängste hindurchführen und die Erfahrung vermitteln: Es gibt etwas, das mich trägt und hält.
Die Jünger haben diesen Halt in Jesus erfahren und so in ihm den Herrn und Gott erkannt. Habt also Mut, euch allen Bedrohungen und Ängsten des Lebens zu stellen. Er sagt: Ich bin bei euch.
Gebt aber auch ihr jenen die Hand und gebt denen Halt, die sich von ihren Ängsten überfordert fühlen und lasst sie nicht versinken.
Im Sturm des Lebens – wo ist ein Halt, sicherer Boden, gegen Gewalt?
Im Sturm des Lebens – wo ist ein Licht, Richtung und Ziel, Gegengewicht?
Im Sturm des Lebens – wer gibt uns Brot, Wärme und Leben gegen den Tod?
Mit uns im Boot, durch alle Not,
EINER, der nahe ist, DU, unser Gott!
Einen ganz besonderen Sturm hat die Franziskanerkirche selber erfahren am Ende des Zweiten Weltkrieges. Am 16. März 1945 zerstörte eine Fliegerbombe Kloster und Klosterkirche.
Schutt, Asche, Angst – Wie soll es bloß weitergehen?
Baue meine Kirche wieder auf! Franziskus, siehst du nicht, wie verfallen sie ist!
Die Brüder legen Hand an. Sie finden Stahlrohre in der Stadt. Material, das eigentlich für Kanonenrohre gedacht war.
Diese Stahlrohre werden die Pfeiler für das neue Gotteshaus.
Nach einem Brand in den 80er Jahren wurden sie mit Stein ummantelt.
Lass uns lebendige Steine sein, die deine Kirche bauen.
Füge in deinen Leib uns ein. Lass deiner Macht uns trauen!
Du bist der Eckstein, du bist die Kraft, die unser Leben bindet.
Gib deinen Geist, der neu uns schafft, der unser Herz entzündet.
Du bist der heilige Gott allein, du bist der Starke, der Höchste.
Stunde um Stunde lädst du uns ein. Bei dir sein ist das Größte.
Du bist die Freude, das höchste Gut, du bist die Wahrheit, das Leben.
Schenke uns täglich neuen Mut, von dir Zeugnis zu geben.
Lass uns lebendige Steine sein, die deine Kirche bauen.
Füge in deinen Leib uns ein. Lass deiner Macht uns trauen!
Neues Leben entsteht immer wieder nach Brüchen, nach Einbrüchen, nach Zusammenbrüchen. Menschen ziehen die Konsequenzen – auch heute noch. Sie werden zu betenden Menschen.
Monumental sind sie hier in der Kirche in Stein geschlagen.
Es gibt wohl kaum etwas Ergreifenderes, als wenn ein Mensch betet.
Besonders ergreifend ist, wenn die ganze Familie – die Brüdergemeinschaft / Schwesterngemeinschaft – miteinander betet. Wie in ewiger Anbetung nehmen sie am Gottesdienst teil.
Auch sie können hier immer wieder herkommen, um in aller Stille zu beten:
Der Mensch, der nicht mehr betet, verliert das Leben. Der betende Mensch findet zurück zum Grund des Lebens, zum Ziel des Lebens am Abend des Lebens. Bleiben sie dem Leben auf der Spur.
Architektur
Ein großartiges Juwel in Franken - die Minoritenkirche in Würzburg - ein kunstgeschichtliches Kleinod
Zu Lebzeiten des Ordensgründers Franz von Assisi (1182 – 1226) siedeln schon die Franziskaner in Würzburg. Eine wundervolle Kirche entsteht; es ist die Zeit der Hochgotik in Deutschland. Der prächtige Sakralbau (Minoritenkirche) wird ganz im Sinne der Ordensarchitektur angelegt.
Ursprünglich turmlos, mit einem flach schließenden Chor entwickelt sich das schmucklose Langhaus nach Westen. Den Chor schmücken einbahnige Dreipassfenster, die Seitenschiffe des Langhauses haben zweibahnige Vier- und Fünfpassfenster; die Obergaden des Mittelschiffes werden von Kreisfenstern belichtet.
Zwei Strebepfeiler reliefieren die Fassade. Ein vierbahniges Maßwerkfenster in der mittleren Zone und zweibahnige Maßwerkfenster an den Seiten sind mit Kreisfenstern in der Sockelzone weitere Gestaltungselemente. Schlichte Portale zieren die Kirche.
Sehr harmonisch wirkt der Innenraum. Ein Buntglasfenster mit Darstellungen aus dem Leben des Ordensgründers bildet den Abschluss des Chores, der mit einem Kreuzrippengewölbe versehen ist (Prinzip der Ordensarchitektur).
Das basilikale Langhaus hat eine Flachdecke (Prinzip der Ordensarchitektur). Rundstützen zäsieren Mittelschiff und Seitenschiffe.
Die Minoritenkirche ist in ihrer Gesamtheit nicht mehr der Urbau, der 1250 begonnen wurde. Dennoch erleben wir mit dieser Klosterkirche und dem Kreuzgang eine geschlossene und klar gegliederte Anlage, wie wir sie in dieser Form nur selten in Deutschland finden.
Die überaus edle Formsprache des Sakralbaues begeistert.
Jürgen Hennemann
Privatdozent
Werdohl
Grabdenkmäler
Die engen Beziehungen des Konventes zur Bevölkerung der Stadt und des näheren Umlandes kommen in den Grabdenkmälern zum Ausdruck, die sich auch heute noch in größerer Anzahl in der Kirche finden. Die Beschreibung der Grabdenkmäler beginnt vorne im rechten Seitenschiff im Uhrzeigersinn nach hinten bis vorne in das linke Seitenschiff der Kirche.
Grabstein für Weihbischof Georg Antworter
Georg Antworter, Weihbischof und Generalvikar der Diözese Würzburg, Titularbischof von Nicopol (Bulgarien), Doktor der Theologie, Mitglied des Minoritenklosters Würzburg (+ 17. März 1499).
Dargestellt ist der Verstorbene in Pontifikalgewändern, mit Bischofsstab und Evangelienbuch. Die Rundmedaillons zeigen die Evangelisten-Symbole. An die Verkündigung der Evangelien erinnern auch die vier kostbar gebundenen Bücher. Dem Buch zu Füßen des Bischofs ist ein Wappenschild mit einem Stern aufgelegt, wohl sein persönliches Wappen.
Grabdenkmal des fürstbischöflichen-würzburgischen Rates Hans von Grumbach-Estenfeld
Grabdenkmal des fürstbischöflich-würzburgischen Rates Hans von Grumbach-Estenfeld (+ 1529). Es gilt als eine Arbeit von Jörg Riemenschneider, des ältesten Sohnes von Tilman Riemenschneider. Das Denkmal verbindet die traditionelle Wiedergabe eines Ritters mit dem modernen Dekor der anbrechenden Renaissancezeit. Das reiche Blumen- und Früchtegehänge zu Häupten des Verstorbenen und der wappenhaltende Löwe sind ähnlich am Grabmal für Fürstbischof Lorenz von Bibra aus Riemenschneiders Werkstatt zu finden. Vor allem erinnert die Gesichtsbildung an Werke Riemenschneiders. Aus der prallen, schweren Körperlichkeit des untersetzten Mannes spricht dagegen das stärkere Gefühl der neuen Stilhaltung.
Grabdenkmal für Michael Truchseß von Wetzhausen
Grabdenkmal für Michael Truchseß von Wetzhausen aus der Linie Großlangheim (+ 1513). Stilistisch ist es abhängig von zwei frühen Werken Tilman Riemenschneiders: In der allgemeinen Anordnung folgt es dem Denkmal für Konrad von Schaumberg (+ 1499) in der Marienkapelle in Würzburg, in der Auffassung des Verstorbenen dem Stein für Eberhard von Grumbach (+ 1483) in der Pfarrkirche zu Rimpar. In Anlehnung an diese beiden Arbeiten hat vermutlich ein ehemaliger Mitarbeiter Riemenschneiders dieses Denkmal geschaffen.
Inschriftplatte für Peter Elogius von Demeradt und Sandsteinepitaph zum Andenken dreier Generationen der Familie Demeradt
Inschriftplatte für Peter Elogius von Demeradt
Zwei übereinander angeordnete Gedenksteine: Sie erinnern an mehrere Mitglieder der Familie von Demerandt.
Die untere, einfache Inschriftplatte erinnert an Peter Elogius von Demeradt, Professor beider Rechte an der neubegründeten Universität Würzburg, + am 3. Oktober 1611 an der Pest, und an seine Ehefrau Anna Maria (+ 1651).
Sandsteinepitaph zum Andenken dreier Generationen derFamilie Demeradt
Dem Andenken von drei Generationen der Familie gilt das darüber angebrachte Monument mit den Bildnissen des Peter Elogius von Demeradt (+ 1611) zuoberst, links darunter dessen Sohn Johann Peter (+ 1683) und – unten rechts – sein Enkel Eberhard Christoph (+ 1724).
Grabplatte des Weihbischofs Hermann
Rechts eine im 17. Jh. fast völlig abgearbeitete Rotsandsteinplatte, auf der nur mehr die Umrisse einer Bischofsgestalt zu erkennen sind.
Nach der Umschrift ist es die Grabplatte des Weihbischofs Hermann (+ 8. September 1450), Titularbischof von Akko (heute Israel).
Grabmal des Würzburger Rates Jörg von Fronhoffen
Rechts des Hauptportals steht unter der Empore das Denkmal für Jörg von Fronhofen (+ 1548) und seine Frau Sybilla, geb. von Schwarzenberg. Peter Dell d. Ä., der bei Tilman Riemenschneider gelernt und bei Hans Leinberger in Landshut gearbeitet hatte, schuf das Grabmal. Es ist seit der Zerstörung der Kirche 1945 nur fragmentarisch erhalten. Das Ehepaar steht zu beiden Seiten eine hochragenden Kreuzes. Damit klingt der Gedanke des Andachtsbildes an. Die Rüstung des Mannes ist ebenso wie die Kleidung der Frau und ihr reicher Schmuck detailreich wiedergegeben. Am Sockel sind die Kinder des Ehepaares, zwei Söhne und zwei Töchter, dargestellt.
Grabstein des Johann Peter von und zu Franckenstein
Hinter der Emporentreppe befindet sich die ehemals über dem Grab im Boden gelegene Inschrift- und Wappenplatte für Johann Peter von und zu Franckenstein (+ 24 Oktober 1681), „Herr zu Ullstadt Churfürstlicher Maintzischer Rath wie auch Hochfürstlicher Würztburgischer Geheimer Rath und Hofmarschalck“. Das große Franckenstein-Wappen in der Mitte umrahmen im Kreis die Ahnenwappen.
Grabmal der Anna Zingel, Urban Zingels Hausfrau
Anna Zingel, „Urban Zingels Hausfrau“, (+1407) steht mit gefalteten Händen auf einer ausspringenden Konsole nahezu vollplastisch vor der Grundplatte. Gekleidet ist sie mit einem faltenreichen Mantel, der in kleinen Schlüsselfalten gerafft ist, während ihr langherabfallendes Kleid über den Füßen in schweren Falten auseinanderfließt. Zwar folgt das von Kopftuch und Haube gerahmte Antlitz einem gebräuchlichen Typus, dennoch hat der Bildhauer ihm einen individuellen Ausdruck verliehen.
Grabmal des Ritters Balthasar von Zindel
Die Rittergestalt dieses Denkmals ist „der erber unnd veste Balthasar Zindel, der alt“; er gehörte nach Ausweis des Ahnenwappens links unten der gleichen Familie an und war vermutlich der Enkel der Barbara Zingel. In Komposition und Gestaltung folgt das Grabdenkmal dem Vorbild, das Riemenschneider mit dem Denkmal für Eberhard von Grumbach (+ 1487) in der Pfarrkirche zu Rimpar gegeben hat. Der Ritter (+ 1496) steht schlank und straff, von Kopf bis Fuß gerüstet, nahezu frontal auf dem Hund, der mit bleckender Zunge zu ihm aufblickt. Nur leicht wendet er sich nach links, das aufrechte, behelmte Haupt drängt, das Schriftband unterbrechend, bis an den Rand der Platte. Unter dem hochgeschlagenen Visier sind Blick und Ausdruck des Verstorbenen fest und gesammelt. Dies alles verleiht der Gestalt den Charakter unmittelbarer Lebenswahrheit.
Grabmal des fürstbischöflichen Rates und Amtmannes Heinrich Zobel von und zu Giebelstadt
Das größte und figurenreichste aller unterfränkischen Renaissancegrabmäler: Es ist dem fürstbischöflichen Rat und Amtmann Heinrich Zobel von und zu Giebelstadt (+ 1589) und seiner Frau Amalie, geb. Truchsessin von Wetzhausen, deren fünf Söhnen und vier Töchtern gewidmet. Bei der Zerstörung der Kirche 1945 in viele Teile zerbrochen, wurde es wieder nach alten Vorlagen instandgesetzt. Johann Robyn, aus Ypern in Flandern stammend, hat das prunkvolle Denkmal entworfen. Als Bildhauer und Baumeister tätig, war Robyn über Mainz 1583 nach Würzburg gekommen. Für die Universitätskirche schuf er im Auftrag des Fürstbischofs Julius Echter seine, seit langem untergegangenen Hauptwerke. Erhard Barg war an der Ausführung des Zobel-Denkmals wesentlich beteiligt. In steifer Feierlichkeit kniet das Ehepaar mit den Kindern. Rüstung und Kleidung sind in allen Details sorgfältig, fast kleinlich wiedergegeben. Hinter und über dieser Familiengruppe erhebt sich ein altarähnlicher Aufbau, der in dem rundbogigen Mittelfeld als Reliefdarstellung die Auferstehung Christi zeigt, Unterpfand der eigenen Auferstehung von den Toten. Zwischen den seitlichen Säulenpaaren sind die Ahnenwappen von Mann und Frau aufgereiht. Die allegorischen Figuren von Glaube (links), Hoffnung (rechts) und Liebe (oben) bilden den bekrönenden Abschluss.
Grabstein der Anna Maria von Hutten und Epitaph für Daniel Echter von Mespelbrunn
Grabstein der Anna Maria von Hutten
Die wappengeschmückte Platte (unten) deckte einst das Grab der Anna Maria von Hutten (+16. Januar 1698). Sie war die Mutter des Fürstbischofs Christoph Franz von Hutten (geb. 1673, reg. 1724-1729) und der Äbtissin des Adeligen Damenstifts St. Anna in Würzburg, Maria Elisabeth von Hutten (+ 1735), die an der Seite ihrer Mutter begraben wurde.
Epitaph für Daniel Echter von Mespelbrunn
Epitaph für Daniel Echter von Mespelbrunn (oben), am 7. Februar 1582 im Alter von einem Jahr verstorben. Sein Vater, Dietrich Echter von Mespelbrunn, war ein Bruder des Fürstbischofs Julius; Kurfürst-Erzbischof Daniel Brendel von Mainz war der Pate des Knaben, der im Januar 1581 in der Festungskirche getauft worden war. Das anrührende Kinder-Denkmal schuf der aus Schwäbisch Hall stammende, begabte Bildhauer Erhard Barg. Obwohl als Relief gearbeitet, ist die Kinderfigur von plastischem Leben erfüllt. Der Knabe, der einen Rosenkranz in seinen Händchen hält, wendete sich vom Beschauer weg einem kleinen Kruzifix zu. In diesem Hinwegwenden scheinen die Worte eines lateinischen Gedichtes Ausdruck zu finden, die auf einer jetzt verlorenen Schieferplatte in dekorativer Goldschrift eingraviert waren. Darin tröstet das Kind seine trauernden Eltern mit dem Hinweis, dass ihm in seinem frühen Tod ein besseres Los beschieden sei, als es ihm je im Leben hätte zu teil werden können. Verloren gingen auch der bekrönende Aufsatz mit Wappen der Eltern und zwei Schilde der seitlichen, an Pilastern aufgereihten Ahnenfolge.
Grabdenkmal des Grafen Gottfried von Rieneck
Rechts des Seiteneingangs steht das älteste erhaltene und bedeutendste Grabdenkmal der Kirche. Es erinnert an Gottfried Graf von Rieneck (+ 10. Februar 1389). Die Familie des Verstorbenen gehörte zu den Gönnern der Minoriten. Einst war das Denkmal an der linken Chorwand aufgestellt. Um ein glatte Wandfläche zu erzielen, wurden beim Umbau der Kirche im Jahr 1615 die aus der Wand vortretenden Teile – Gesicht und Hand, der Brustharnisch, das untere Ende des Waffenrocks mit den Knien – abgespitzt, die Tiefen mit Ziegelbruch und Mörtel gefüllt und der Stein überputzt. Als nach der Zerstörung der Kirche der Wandputz abfiel, kam die Ritterfigur wieder zu Tage. Das Grabmal ist aus dem graugrünen Sandstein gearbeitet. In lebensgroßer Figur steht Gottfried von Rieneck gerüstet auf einem angedeuteten Erdsockel in Hochrelief vor dem vertieften Grund. Auf der linken Schulter ruht der mächtige Stechhelm; als Helmzier krönt ihn über einem schmalen Reif ein Schwan mit gespreizten Flügeln. Die Ecke gegenüber füllt der geviertete Schild mit den Ahnenwappen: von Hohenlohe und Rieneck (oben), Öttingen und nochmals Hohenlohe (unten). Das Rieneck-Wappen wird im Tympanon-Aufsatz wiederholt, getragen von zwei Knappen. In der Spitze des Bogens erscheint der Kopf Christi; der Kreuzscheibennimbus kennzeichnet ihn als Auferstanden, als Erlöser und endzeitlichen Richter. Eine leise rhythmische Bewegung durchzieht den Körper des Ritters, der mit beiden Ellbogen über den inneren Rahmen ausgreift, auf dem vermutlich einst die Inschrift aufgemalt war. Ein bedeutender Künstler, nach dem Grabdenkmal des Bischofs Gerhard von Schwarzburg (+ 1400) im Dom „Schwarzburg-Meister“ genannt, hat auch dieses, trotz aller ihm zugefügter Schäden großartige Ritter-Denkmal geschaffen.
Grabdenkmal des Hans Zobel v. Giebelstadt
Nur als Fragment erhalten ist das Grabdenkmal des Hans Zobel von Giebelstadt, „vierer Fürsten zur Würtzburg Rath und Diener“, (+ 17. April 1581) und seiner Ehefrau Apollonia geb. von Bibra (+ 6. September 1577).
Peter Osten, in Ypern geboren und ein Neffe des Baumeister und Bildhauer Georg und Johann Robyn, kam 1578 nach Würzburg. Bald nach seiner Ankunft muss er auch das Grabmonument der Familien Zobel geschaffen haben, da das Todesdatum des Mannes ganz offensichtlich nachträglich in die Inschrift eingefügt wurde. Während der Entwurf von ihm selbst stammt, waren an der Ausführung die Mitarbeiter seiner großen Werkstatt wesentlich beteiligt. Die Familie, das Ehepaar mit zwei Söhnen und fünf Töchtern, wenden sich nicht einem Andachtsbild zu. Sie sind wie in einer Loge frontal der Gemeinde zugekehrt, gleichsam immerwährend teilhabend an deren Gottesdienst. Am Rahmen der Nische sind die sechzehn Wappen der „großen“ Ahnenprobe angebracht. Die ursprüngliche Umrahmung des Denkmals fehlt. Vermutlich wurde sie entfernt, als in der Barockzeit der Ostabschluss der Seitenschiffe zu Kapellen umgebaut wurde.